Alternativen zur Stilllegung der Gasnetze.

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Alternativen zur Stilllegung der Gasnetze.

Die Researchabteilung des DIP-Partners Aengevelt Immobilien warnt vor der Stilllegung der kommunalen Gasnetze und empfiehlt stattdessen die Umstellung auf eine dekarbonisierte Gasversorgung. Hintergrund ist, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereits im März 2024 ein “Green Paper Transformation Gas-/Wasserstoff-Verteilernetz“ vorgelegt hat, das eine Stilllegung der leitungsgebundenen Erdgasversorgungsnetze im Jahr 2045 vorsieht. Inzwischen haben die ersten Energieversorger angekündigt, die Gasversorgung bereits im Jahr 2035 einzustellen. Aengevelt Research erwartet in diesem Fall gravierende Folgen für Nutzer und Eigentümer von Immobilien und schlägt stattdessen die Nutzung karbonfreier Gase vor.

Der Mannheimer Energieversorger MVV hat angekündigt, sein Gasnetz zum Jahr 2035 stillzulegen. Damit eilt die Stadt Mannheim der gescheiterten Bundesregierung voran, die eine Stilllegung der Gasnetze ab 2045 anstrebt. Das bedeutet, dass Gebäude, die zum Zeitpunkt der Stilllegung noch mit Gasheizungen betrieben werden, keinen Brennstoff mehr erhalten und kalt bleiben werden. Dieses Katastrophenszenario wird bewusst aufgebaut, um Gebäudeeigentümer dazu zu veranlassen, zeitnah ihre Energieversorgung auf Fernwärme oder Wärmepumpen umzustellen.

Aengevelt Research verweist darauf, dass nach den Daten des Statistischen Bundesamts zurzeit noch 51,2 % aller Wohnungen mit Gas beheizt werden. Allein im Jahr 2023 wurden bundesweit noch 790.500 neue Gasheizungen beschafft, das entsprach 60 % aller neu installierten Heizungen. Der Anteil der Wärmepumpen lag bei lediglich 27 %. Diese Anlagen sind noch nicht amortisiert, wenn sie bereits ab 2035 außer Betrieb genommen werden müssten, weil kein Erdgas mehr geliefert wird. Die Forscher haben festgestellt, dass der Boom bei der Beschaffung neuer Erdgasheizungen durch das neue Gebäudeenergiegesetz („Heizungsgesetz“) ausgelöst wurde, um dem zukünftigen Verbot der Installation neuer Gasheizungen zuvorzukommen. Diese Investitionen würden durch die Stilllegung der Gasnetze entwertet werden. Betroffen wären aber auch diejenigen, die eine Wärmepumpe beschafft haben, die aber an besonders kalten Tagen durch eine Gastherme unterstützt wird, die dann ebenfalls nicht mehr betrieben werden kann.

Wenn gescheiterte Bundesregierung und Energieversorger erwarten, dass Gebäudeeigentümer bis zur Abschaltung der Gasnetze einfach auf Wärmepumpen umstellen, ignorieren sie bewusst, dass sich mehr als die Hälfte der Hauseigentümer bereits im Rentenalter befindet. Wenn es zur Stilllegung der Gasnetze kommen wird, wird aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge der Anteil der Hochbetagten unter den Eigentümern sogar noch stark angestiegen sein. Vielfach fehlen ihnen die finanziellen Mittel zum Einbau einer neuen Heizungsanlage und ihnen werden aufgrund ihres (zu hohen) Alters auch keine Darlehen mehr gewährt. Die Researcher von Aengevelt erwarten, dass die Einstellung der Gasversorgung analog zu den Intentionen des misslungenen „Heizungsgesetzes“ zu dramatischen sozialen und ökonomischen Problemen führt.

Bundesregierung und Energieversorger verweisen auf die novellierte EU-Gasbinnenmarktrichtnie, die bis Juli 2026 in deutsches Recht umzusetzen ist. Diese Richtlinie enthält zwar eine Verpflichtung zur Dekarbonisierung der Gasversorgung, schreibt indessen keineswegs vor, dass Gasnetze stillzulegen sind. Energieversorger werden lediglich verpflichtet, frühzeitig Pläne vorzulegen. Alternativ können die existierenden Gasleitungsnetze auch mit klimaneutralem Biomethan und Wasserstoffbeimischung betrieben werden. Das Argument der Bundesregierung, dass die Kapazitäten zur Erzeugung von Biomethan zu knapp seien und dass das klimaneutrale Erdgasäquivalent deshalb zu teuer sein, hält Aengevelt Research für nicht stichhaltig, da insbesondere die Methangewinnung aus Algen um ein Vielhundertfaches gesteigert werden kann. Dies kann auch wirtschaftlich gestaltet werden, wenn die Instrumente der Mineralölsteuer und der CO2-Abgabe so eingesetzt werden, dass Bio-Fuels zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden können.

Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des DIP-Partners Aengevelt Immobilien: „Es passt nicht zusammen, dass die Bundesregierung die Abschaltung der Gasversorgung anstrebt, aber gleichzeitig den Bau neuer Erdgaskraftwerke vorantreibt, um die Sicherheit der Stromversorgung zu gewährleisten. Staat und Kommunen sind zur Daseinsvorsorge verpflichtet; dazu gehört auch die verantwortliche Gewährleistung der Versorgung der Nutzer mit Gas, solange noch keine praktikablen und bezahlbaren Alternativen zur Verfügung stehen. Anstatt die Gasnetze einfach per Stichtag bundesweit stillzulegen, sollte die neue Bundesregierung die Forschung zur Biosynthese von Methan und anderen e-Fuels gezielt ideologiefrei vorantreiben und die Rahmenbedingungen so gestalten und gewährleisten, dass in Zukunft klimaneutrales Biogas durch die vorhandenen Leitungsnetze strömen kann.“

Thomas Glodek

Leiter Öffentlichkeitsarbeit