Vitale Innenstädte brauchen Funktionsmix.

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Vitale Innenstädte brauchen Funktionsmix.

Nach Analysen von Aengevelt Research sind die Zentren als Einzelhandelsstandorte zunehmend herausgefordert und bei zu träger Reaktion gefährdet, insbesondere in kleineren und mittelgroßen Städten sowie in Neben- und Stadtteillagen. Demgegenüber zeigt Aengevelt anhand neuester Daten auf, mit welchen Maßnahmen die Attraktivität der Einkaufszonen erhalten und sogar gesteigert werden kann. Einen Schlüsselfaktor stellt dabei der attraktive Funktionsmix aus Arbeiten, Wohnen, Bildung, Sport und Fitness, Gastronomie und einem breitgefächerten Angebot von Einzelhandel und Dienstleistungen dar.

Die Researchabteilung des Immobilienhauses Aengevelt hat dazu auch das jüngste Datenkonvolut ausgewertet, das die CIMA Beratung+Management in Zusammenarbeit mit dem Handelsverband Deutschland (HDE) und der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing mit einer repräsentativen Befragung von über 5000 Bundesbürgern im Sommer 2024 erhoben hat. Zu den interessantesten Ergebnissen der „Deutschlandstudie Innenstadt“ gehört, welche Aktivitäten man mit dem Einkaufen in der City koppelt: 60,8 % der Befragten sagen, dass sie das Einkaufen mit dem Arbeiten verknüpfen, 60,4 % - darunter überproportional Ältere – mit einem Gastronomiebesuch, 55,5 % mit dem Treffen von Freunden, 51,0 % mit dem Besuch einer Schule oder Hochschule und 50,2 % mit Sport oder Fitness. Diese aufschlussreichen Kopplungen unterstreichen ein weiteres Mal die Relevanz von innerstädtischen Bildungseinrichtungen, Gastronomie und Fitnesscentern in den Citys und tragen demnach für qualifizierten Erhalt und Steigerung der Passantenfrequenz bei.

Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des DIP-Partners Aengevelt Immobilien: „Als zahlreiche unserer Innenstädte in der Nachkriegszeit ihre heutige Gestalt erhielten, galt noch das Leitbild der Funktionstrennung im Städtebau – mit der Folge, dass Fußgängerzonen, Büroviertel, Behördenquartiere, Kneipenviertel und Wohnanlagen voneinander separiert wurden und Bildungseinrichtungen wie z.B. Schulen und Universitätsneubauten vorrangig an den Stadträndern erfolgten. Diese elementare Funktionstrennung erweist sich im Hinblick auf Passantenströme insbesondere als verstärkend abträglich, sobald der stationäre Einzelhandel durch den zunehmenden Online-Handel unter Druck gerät.“

Die in der jüngsten Erhebung erneut aufgezeigten Synergieeffekte zwischen den verschiedenen Nutzungsarten verdeutlichen, zu welchen Zwecken die Innenstadt aufgesucht wird: 70,8 % zum Einkaufen, 58,3 % für Gastronomiebesuche, 51,6 % für Gesundheitsdienstleistungen, 50,2 % für soziale Begegnungen, 42,9 % für diverse Dienstleistungen (wie Besuche bei Friseuren, Banken, Versicherungen etc.) und 42,0 % für Behördenangelegenheiten. Weiterhin relevant sind auch Stadtevents (39,2 %) und Nutzung von Kulturangeboten (33,8 %). Auch hinsichtlich des Einzelhandelsangebots wird ein bunter Mix von Waren erwartet, wenn sich die Konsumenten Angebote im Bereich Gesundheit, Körperpflege, Drogerie wünschen (75,5 %), 75,4 % im Bereich Kleidung und Wäsche, 72,4 % Nahrung und Genussmittel, 68,1 % Schuhe und Lederwaren, 61,2 % Bücher und Schreibwaren, 58,4 % Elektro und Unterhaltungselektronik, 54,6 % Optik, Akustik und Sanitätswaren und 53,7 % Spielwaren und Hobbybedarf. Damit werden insbesondere auch Warengruppen gefordert, die zum täglichen Bedarf gehören.

Bestätigt wird der Bedarf an Angebotsvielfalt, wenn man umgekehrt nach Hemmnissen gegen den Innenstadtbesuch fragt: Als wichtigste Gründe werden dazu gleichgewichtig Überfüllung und unzureichende Angebotsauswahl genannt. Der Innenstadt gehen aber auch Konsumenten verloren, weil diese bedarfsadäquate Einzelhandelsangebote in der Nähe ihrer Wohnstandorte finden. Aus den aufgezeigten Ergebnissen spiegeln sich ein weiteres Mal die Bedeutung und Interdependenz des urbanen Wohnens für Erhalt und Steigerung innerstädtischer Passantenfrequenzen.

Analysiert man Defizite der Innenstädte, so steht der funktionstüchtige Dreiklang aus optimierungsfähiger Aufenthaltsqualität, aus Mobilität und Parkmöglichkeiten sowie aus attraktivem Einzelhandelsangebot an vorderster Stelle. Der Weg in die City sollte nicht nur möglichst stressfrei sein, sondern aus Sicht des Besuchers und Konsumenten dabei insbesondere auch eine Bündelung verschiedener zweckmäßiger Bedarfsbefriedigungen ermöglichen und zudem gleichzeitig möglichst auch noch ein angenehmes Aufenthaltserlebnis vermitteln.

Dr. Wulff Aengevelt: „Es müssen nicht immer kostspielige und langwierige Bauprojekte sein. Die Attraktivität der City lässt sich auch steigern, indem man den Passanten kostengünstiger zu realisierende Magnete bietet, wie immer neue Pop-Up-Stores, Feierabendmärkte, Entertainmentangebote und viele über das Jahr verteilte Stadtevents. Wenn immer wieder Neues geboten wird, gibt es auch immer wieder Impulse und neue Bündelungen, die City zu besuchen. Die Realisierung attraktivitätssteigernder Maßnahmen darf nicht ausschließlich der oft zu träge und budgetlimitierten öffentlichen Hand überlassen werden. Die Eigentümer von City-Immobilien haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und Verpflichtung, ihr vitales wirtschaftliches Eigeninteresse an hohen Passantenfrequenzen sowie Handels-, Dienstleistungs- und Gastronomieumsätzen innovativ umzusetzen. Der dazu herzustellende bedarfsspiegelnde Funktionsmix sorgt dann nicht nur für vielfältige Synergien und qualifizierte Belebtheit, sondern steigert auch die Krisenresilienz und sichert die Stabilität von profilierten Quartieren.“

Thomas Glodek

Leiter Öffentlichkeitsarbeit